Montag, 11. April 2016

Über den langen Atem beim zeichnen


Das wahre Ziel finden

Dieser Entwurf für ein Albumcover war eine von vielen Aufgabenstellungen im letzten Semester, die mich heute noch mit der Stirn runzeln und einem lächeln lässt. Hätte mein Zukunfts-ich mir doch schon damals gesagt, dass das Ziel beim Zeichnen nicht immer eine vollendete Illustration ist, sondern auch ganz anders aussehen kann. Zunächst machte mich der Entwurf ein wenig grumpy - einfach weil er nicht beendet war. Er war Beweis dafür, dass ich keine Ausdauer bewiesen hatte. #versagt 
Dabei war ich damit meines Erachtens auf einem guten Weg, aber der konstruktiven Kritik des Kurses hielt das Bild nicht stand. "Mist, mir gefällts's doch und dann auch noch die ganze verschwendete Zeit", dachte ich mir zunächst und hing fest. 



Kill your darlings


An der Illustration habe ich nie wieder weiter gearbeitet und bei jedem Betrachten habe ich mich bloß über mich geärgert. Woher der Ärger genau kam, das habe ich erst nicht hinterfragt. Erst später bemerkte ich, dass ich an diesem Fall doch manches gelernt hatte.
Oft hängen wir fest, weil wir Angst haben etwas Neues auszuprobieren; Angst vor einer Sackgasse oder bösen Stimmen. Doch an unsere Frustrationsgrenzen stoßen wir irgendwann zwangsläufig - da führt kaum ein Weg dran vorbei. Diese Grenzen müssen wir austesten, ausloten und aushalten lernen. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass wir eigene Arbeiten aufgeben, loslassen, uns erlauben aus Bequemlichkeit nicht weiter zu machen. So oft sind wir zu streng mit uns.


“Courage ist gut, Ausdauer ist besser. Ausdauer, das ist die Hauptsache.” Theodor Fontane 




Und so sieht es jetzt aus. Das Bild ist nie fertig geworden, der Kurs längst beendet. Die Kolorierung unbeendet, überall klaffen Löcher. Die Illustration hält mir bei jeder Betrachtung vor, dass ich keine Ausdauer bewiesen hab.



Egal, ob du nun Illustrator bist, Fotograf, Linguist oder Mediziner: Du musst nicht das Ende der Reise kennen, bloß wissen wohin der nächste Schritt gehen könnte. Wage diesen Schritt und der nächste eröffnet sich schnell von ganz allein. Macht er das nicht, dann halte inne und sieh dich um - was sind deine Prioritäten? Mache dich selbst zu einer und dann nimm einen Schritt in die Richtung, von der du denkst, dass sie dich zufriedener machen wird - zufriedener mit dir und deinem Output.

Ich gehe nun einen Schritt zurück und schlage einen etwas anderen Weg ein. Das unfertige Bild erinnert mich daran, dass ich Flexibilität bewiesen habe und an das etwas umbequeme Loslassen einer fast fertigen Arbeit. Außerdem verzeihe ich mir selbst, die fehlende Ausdauer, ja gar die Courage zur nicht vorhandenen Ausdauer. Mensch, tut das gut. Das solltest du dir ab und an auch mal gönnen.